Literaturbesprechung: »Spiel der Macht« von Marie Rutkoski

Als ich das wunderschöne Cover zum ersten Mal sah und den Klappentext las, verliebte ich mich sofort darin und kam nicht darum herum mir dieses Buch zu bestellen. Sobald ich es begonnen hatte, wollte ich gar nicht mehr aufhören und ließ mich voll in die Geschichte hineinziehen. Spiel der Macht ist mein erster Roman von Marie Rutkoski und jetzt da ich ihn beendet habe, bin ich froh und gleichzeitig traurig, denn der zweite Band Spiel der Ehre wird erst im Juni nächsten Jahres erscheinen. So heißt es für mich also gespannt warten.

WIE WAR »SPIEL DER MACHT«?

Marie Rutkoski ließ sich vom Konzept des „Fluchs des Gewinners“ inspirieren. Dieses besagt, dass der Gewinner von einer Sache auch zeitgleich der Verlierer ist, denn er hat etwas erworben, dass in den Augen der anderen weniger Wert besitzt. Dies geschieht auch der Protagonistin Kestrel, die bei einer Auktion den jungen Arin ersteigert, was im späteren Verlauf der Geschichte einen hohen emotionalen Preis fordert.

Spiel der Macht von Marie Rutkoski ist mehr als eine Fantasy-Geschichte, vielmehr wird hier eine Welt voller Ungerechtigkeit und veralteten Denkweisen beschrieben. Kein Wunder, dass es daraufhin zu Machtspielchen, Intrigen und Verrat kommt. Trotz dessen finden Mut, Hoffnung und Liebe ebenfalls Platz in dieser Welt. Mehr möchte ich nicht verraten, denn das Buch lebt davon, dass man die Geschichte auf sich wirken lässt.

Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft detailliert, realistisch und authentisch, was es dem Leser nur vereinfacht sich völlig in diese Geschichte sinken zu lassen. Ebenfalls sorgt eine wunderschön gestaltete Karte dafür, dass man sich in der Welt von Valoria zurecht findet. Mit Spiel der Macht hat Marie Rutkoski sich ganz leise und heimlich in mein Herz geschrieben.

Kestrel, die Tochter des Generals von Trajan, besticht durch ihre Intelligenz und ihr strategisches Können in schon so jungen Jahren und zeigt, dass es nicht immer auf körperliche Stärke ankommt. Ihre Leidenschaft ist die Musik, die sie auch in den dunkelsten Tagen ihrer Existenz niemals aufgibt. Sie ist mutig und geht stets ihren eigenen Weg, ungeachtet dessen, was andere von ihr denken mögen.

Er kannte das Gesetz dieser Dinge: Menschen an hell erleuchteten Orten können nicht ins Dunkel sehen.

Marie Rutkoski

Zu Arin, der als Sklave von Kestrel ersteigert wird, möchte ich nicht viele Worte verlieren, da ich sonst dem Buch zu weit voraus greifen würde. Das wäre nur zu schade. Allerdings lässt sich sagen, dass er mehr ist, als er anfänglich zu sein scheint. Sein Charakter wird während des Verlaufes der Handlung immer weiter aufgedeckt und sorgt somit für häufige Wendungen der Handlung.

Beide Protagonisten verstricken sich in Konflikte, die durch deren inneren Zwiespälte und Abwägungen überzeugend dargestellt werden und den Leser gebannt mitfiebern lassen, für was sich die beiden dann schlussendlich entscheiden. Sie sind realistisch und authentisch, ihre Gefühle und Gedanken emotional und nachvollziehbar dargestellt, sodass man nicht anders kann als sich in sie hin einzufühlen.

Gerade Arin sorgt mit seinen Aufdeckungen für einen dauerhaft spannungsvollen Verlauf der Handlung, aber auch Kestrel, die ewig zwischen ihren Entscheidungen wankt bringt Spannung. Dies macht es schwer das Buch aus der Hand zu legen, denn genau in den Momenten, wo Arin etwas mehr von sich preisgibt oder Kestrel zwischen Entscheidungen steht, möchte man als Leser natürlich unbedingt erfahren wie es weitergeht. Man kann in die Welt von Valoria eintauchen und durch den detaillierten Schreibstil der Autorin die Geschehnisse am eigenen Leib erfahren. Auch wenn keine konkrete Verbindung zu realen Welt besteht, so kann man doch Züge der Antike, der griechisch-römischen Geschichte und dem trojanischen Krieg erkennen. Man kann sich in der alten, historischen Zeit sehr aufgehoben fühlen, obwohl sie manchmal auch recht düster wirkt.

Hat man den letzten Satz beendet, so wird man mit Herzrasen zurückgelassen, denn hier offenbart sich noch einmal, dass es auch in einer düsteren, ungerechten Welt noch Hoffnung gibt. Man schlägt dieses Buch mit einem lachenden und einem weinenden Augen zu, da man sich so mit den Charakteren verbunden hat und es schwierig ist diese nun fürs Erste ziehen zu lassen. Aber Hoffnung stirbt nie und es ist ja auch nicht mehr so lang bis der neue Band von Die Schatten von Valoria erscheint. Es ist also kein Lebewohl, sondern ein Auf Wiedersehen.

FAZIT

Spiel der Macht von Marie Rutkoski ist eine spannende, realistische und authentische Fantasy-Geschichte, mit der sich die Autorin still und heimlich in mein Herz geschrieben hat. Sie überzeugt durch emotionale und nachvollziehbare Charaktere, mit denen man mitfiebern kann, und einem leicht düsteren Setting das an eine antike Welt erinnert. Obwohl Valoria von Macht, Intrigen und Verrat besessen zu sein scheint, ist trotzdem noch Platz für Mut, Liebe und Hoffnung. Ich freue mich schon auf Spiel der Ehre, den zweiten Band der Schatten von Valoria-Reihe!

Verlag:  Carlsen ・ Seiten:  368 ・ Format:  Hardcover, eBook, Hörbuch ・ Preis:  19,99€ (HC); 13,99€ (ePub); 4,55€ (Audio) ・ Erscheinungstermin:  28. September 2018 ・ Link zur Verlagsseite