Fantasy, Young Adult

Literaturbesprechung: »The Moth Diaries – Die Sehnsucht der Falter« von Rachel Klein

Vor einigen Jahren habe ich die Verfilmung des Romans gesehen und hatte bis dahin noch nichts Vergleichbares gesehen. Aus diesem Grund wollte ich mich auch von dem Buch, auf welchem der Film basiert, mitreißen lassen und ich kann euch sagen, dass hat es auf jeden Fall getan.

INHALT ZUSAMMENGEFASST

Am noblen Brangwyn Internat beginnt für Rebacca ein neues Schuljahr. Anfangs scheint alles so wie immer zu sein, doch kurz darauf geschehen merkwürdige Dinge. Mensch und Tier kommen auf grausame Weise zu Tode oder werden verletzt. Rebecca beginnt, nachdem auch ihre beste Freundin Lucy betroffen ist, schnell diese Vorfälle mit der neuen Schülerin Ernessa Bloch in Zusammenhang zu bringen. Rebecca versucht alles, um die Wahrheit herauszufinden. Doch fällt es ihr zunehmend schwerer Realität und Einbildung zu unterscheiden…

WIE WAR »THE MOTH DIARIES – DIE SEHNSUCHT DER FALTER«?

The Moth Diaries beginnt mit einem Vorwort der Protagonistin Rebecca. Auf Anraten ihres Psychiaters, der sie vor dreißig Jahren behandelt hat, veröffentlicht Rebecca ihr Tagebuch aus Teenagerjahren und die damit verbundenen Ereignisse. Die Namen werden zum Schutz der Personen geändert. Ansonsten bleibt das Tagebuch unverändert.

Rebecca ist 16 Jahre alt und beschreibt in ihrem Tagebuch erstaunlich poetisch für ihr Alter die merkwürdigen Ereignisse, die sie an der Brangwyn School, einem elitären Mädcheninternat, erlebt. Rebecca freut sich auf das neue Schuljahr und auf ihre beste Freundin Lucy, mit der sie sich in diesem Jahr sogar ein Zimmer teilt. Anders als Lucy interessiert sich Rebecca für Literatur und hat Spaß am Unterricht. Trotz ihrer Unterschiede sind die beiden unzertrennlich, bis zu dem Tag als in das Zimmer gegenüber eine neue Schülerin einzieht: Ernessa Bloch.

Sie ist eigenartig, gewandt und beeindruckend. Ernessa beschäftigt sich mit Themen wie den Tod und das Alter. Sie weiß Dinge, die sie nicht wissen kann und beherrscht mehrere Sprachen.
Auch nach den Regeln des Internats scheint sie nicht zu leben. Obwohl sie erst neu ist bezieht sie eines der besten Zimmer, darf es nach ihren Vorstellungen einrichten, die Tür verschließen und kann ohne Konsequenzen in den Ruhepausen mit den anderen Mädchen Dope rauchen.

Woher sollen wir wissen, dass unser wirklich stattgefunden hat, dass wir nicht einfach Details anhäufen, nach und nach alles erfinden?

Rachel Klein

Rebecca hat schon in jungen Jahren den tragischen Verlust ihres Vaters, ein berühmter Dichter, hinnehmen müssen und führt seit dem ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter, die sie ins Internat abgeschoben hat. Rebeccas Trost sind die Literatur und ihrer enge Freundschaft zu Lucy.

Als Lucy mehr Zeit mit Ernessa verbringt und sich von allem, sogar von ihrer besten Freundin, abwendet, bemerkt Rebecca, dass Ernessa mehr als seltsam ist: sie isst nicht, meidet sowohl Körperkontakt als auch die Sonne und das Wasser und ihre Haut ist so blass wie die einer Leiche. Trotz dessen haben Rebecca und Ernessa mehr gemein als Rebecca lieb ist: sie sind beide Jüdinnen an einem amerikanischen Mädcheninternat und haben in jungen Jahren ihren Vater verloren.
Außer Rebecca scheint niemand die komischen Eigenschaften von Ernessa zu bemerken und diese beginnt verzweifelt darauf aufmerksam zu machen. Nach dem mysteriösen Tod einiger Lebewesen an der Schule breitet sich Angst aus. Als Lucy fatal erkrankt, verdächtigt Rebecca die neue Schülerin Ernessa.

In einer Umgebung, in der traumatische Vergangenheit, Besessenheit, ominöse Todesfälle und Krankheiten an der Tagesordnung sind, verwischen die Grenzen zwischen Realität und Wahn. Auch der Konsum von Drogen und von Büchern über das Übernatürliche fördert dies gefährlich. Rebecca lebt in ihrer eigenen Welt voll Träumereien und Wahn und interessiert sich nicht für Kritik von außen. Auch die Bemerkungen über ihr Verhalten von den anderen Mädchen und der Schulpsychologin scheinen keine Auswirkung auf sie zu haben. Sie ist stark davon überzeugt, dass alle anderen blind sind oder sich gegen sie verschworen haben. Unablässig folgt sie ihrem eigenen gefährlichen Weg.

Die Autorin Rachel Klein bindet den Vampirmythos mit ein und bedient sich dabei alter Klassiker der Schauerliteratur. In Anlehnung an Bram Stokers Dracula ist Lucy entstanden und die Figur der Ernessa entspringt dem Ursprung aller Vampirgeschichten Sheridan Le Fanus Novelle Carmilla. Übernatürliches und Psychotisches werden empfindsam und originell mit einander verbunden. Bis zum Schluss lässt das Tagebuch den Leser im Unklaren darüber, ob Rebecca die Wahrheit erzählt oder unter Wahnvorstellungen leidet. Auch Vorwort und Nachwort, in denen Rebecca ihre aktuelle Situation und Sicht der damaligen Erlebnisse beschreibt, führen zu keiner eindeutigen Klärung dieser Frage.

FAZIT

The Moth Diaries – Die Sehnsucht der Falter von Rachel Klein ist kein einfacher Roman für zwischendurch. Es ist ein düsterer Mädcheninternats-Psychothriller, der sich ernsthaft mit der Auseinandersetzung eines Mädchens mit dem Erwachsenwerden beschäftigt und sich dabei auf Themen wie familiärer Verlust, Obsession, gefährlicher Konsum und Realitätsverlust konzentriert. Auch der Vampirmythos findet hier seinen Platz und bringt den schaurigen Charakter des Romans, der sowohl erschrecken als auch aufwecken soll. Dabei besticht der Roman nicht mit einer umfangreichen Handlung sondern mit dem klaren Fokus auf die Emotionen. Anfangs kommt das Buch etwas zäh daher, aber insgesamt ist es sehr einfühlsam, spannend und anspruchsvoll geschrieben. Obwohl ich The Moth Diaries eher erfahrenen Lesern empfehlen würde, kann ich Mädchen in Rebeccas Alter und deren Müttern dieses Werk trotzdem ans Herz legen, denn Rebecca beschreibt in ihrem Tagebuch verständlich die Sicht eines Teenagers.

Verlag: Fischer Jugendbuch Seiten: 320 Format: Hardcover, Taschenbuch mit Klappenbroschur・ Erscheinungstermin: 09. Februar 2011・ Erwerben

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